Glück gehabt

 

Ich stehe an einem kleinem Strand an einem Meer unter mir der warme Sand des Strandes. Das blaue Wasser ist klar und ganz ruhig. Die Sonne steht tief am Horizont. Sie spiegelt sich im ruhigen Wasser.

 

Vor mir im Meer, ganz nah, liegt eine grüne Insel. Aus ihrer Mitte leuchtet ein kleines Licht. Zu der Insel führt eine breite Sandbank, sie ist nur leicht vom Wasser bedeckt. Ich gehe zu der Sandbank, das Wasser umspült sanft meine Füße, es ist angenehm warm.

 

Ich gehe langsam auf die Sandbank, sie ist wie eine Brücke. Sie trägt mich und gewährt mir den Übergang zu der kleinen Insel.

 

Hier wachsen viele Pflanzen und alte Bäume. Ich spüre Ruhe und Frieden.

 

Aus den Büschen tritt eine alte Frau heraus.

 

„Hallo“ lächelt sie „Herzlich Willkommen auf green Iland, was führt sie hierher?“ „Ich sah die Insel und das Licht vom Strand aus und wurde neugierig“ antworte ich. „Ja dann komm herein und sei mein Gast, ich habe nicht oft Gäste“

 

Sie geht durch das Dickicht der Sträucher und Bäume, ich folge ihr. Dahinter steht ein kleines gemütliches Häuschen. Die Fenster sind hell erleuchtet. „Komm herein, möchtest du einen Tee?“ „Sehr gerne“ antworte ich, betrete hinter ihr das kleine Häuschen und denke was für eine komische Situation, eine sehr nette alte Dame und ein gemütlich wirkendes Häuschen.

 

Im Haus stehen wir sofort in der Stube, dort brennt ein kleines Feuer im Kamin. Dann erschrecke ich, davor liegt ein Bär und schläft. „Ein Bär, schnell raus hier“ flüstere ich der netten alten Dame zu “aber nein“ beruhigt sie mich „das ist Bruno, der wohnt bei mir“ meine Augen weiten sich „und der ist wirklich brav?“ „Aber klar. Komm wir wecken ihn.“ Sie nimmt meine Hand und zieht mich zu ihm. Widerwillig folge ich ihr „Bruno, wir haben Besuch“ sagt sie zu dem Bären und rüttelt ihn leicht. Ich würde am abhauen, doch irgendetwas hält mich an diesem Ort. Der Bär brummt und fängt an sich zu strecken. „Besuch?“ gähnt er „sind etwa schon wieder 100 Jahre vergangen?“ Meine Augen weiten sich noch mehr, hat der Bär eben etwa gesprochen? „Ja Bruno. Es sieht so aus“ antwortet die alte Dame. Ich frage sie vorsichtig „Der Bär kann sprechen?“ „Ja, alle Tiere können das hier.“ lächelt sie. Ich muss mich setzen und ehe ich mich versehe steht ein Stuhl hinter mir. Die alte Dame geht zum Ofen um Wasser aufzusetzen. Als das Wasser kocht brüht sie Tee auf und kommt mit der Kanne wieder zu mir. Sie schenkt uns ein „so meine liebe, ich werde dir jetzt etwas erklären müssen“ beginnt sie während ich einen Schluck von meinem heißen wohlduftenden Tee nehme. Ich schaue sie an „das glaube ich auch. Träume ich etwa oder wo bin ich hier gelandet?“ „Nein, du träumst nicht, aber das habe ich auch gedacht, als ich vor gut 100 Jahren her kam. Also meine liebe, da du diese Insel nun betreten hast, hast du das gleiche Schicksal wie ich. Du wirst nun 100 Jahre hier auf dieser Insel leben, im Einklang mit der Natur und den Tieren“

 

Ich lasse die alte Dame überhaupt nicht ausreden, springe vom Stuhl, welcher polternd umfällt und renne durch die Tür, durch die Sträucher und Bäume hin zur Sandbank. Nur wo ist sie, die Sandbank? Ich schaue mich um, überall nur Bäume ; Sträucher und Meer. Bin ich hier falsch? Ich renne weiter, immer am Meer entlang. Mittlerweile ist es Dunkel, nur das Licht des Vollmondes hilft mir weiter zu rennen. Als ich nicht mehr kann, lass ich mich in den Sand fallen. Die Luft ist kalt. Ich schaue mich um. Ich bin wieder da, wo der Weg zum Häuschen durch die Büsche führt. Ich will aufwachen, kneife mich, aber es tut sich nichts. Ich sitze immer noch auf dieser Insel. So langsam fange ich an zu frieren. Hinter mir knackt es und ich drehe mich um. Die alte Frau ist wieder da. Ich springe auf, sie hebt die Hände „Bleibe ruhig, ich tue dir nichts. Komm bitte mit ins Haus, hier draußen wird es heute Nacht viel zu kalt“ Ich befürchte sie hat recht. Widerwillig folge ich ihr zurück ins Haus. Es riecht nach gutem Essen. Wieder traue ich meinen Augen nicht. Der Bär steht am Ofen und kocht. Ich reibe meine Augen und kneife mich, aber der Bär kocht immer noch.

 

Ok, ich beschließe diesem etwas eine Chance zu geben und setze mich an den kleinen Tisch vor den Kamin. „So“ sagt die alte Frau und setzt sich zu mir „darf ich nun fortfahren?“ ich nicke nur während ich den Bären in Kochschürze beobachte der jetzt mit einem Tablett auf uns zu kommt „Tee?“ fragt er. Wieder nicke ich nur. Er stellt Tassen vor uns ab und schenkt Wohlduftenden Tee ein. Währenddessen spricht die alte Dame weiter:“ also erst einmal mein Name ist Marie und Bruno habe ich dir ja schon vorgestellt“ sie zeigt auf den Bären und fährt fort „ich bin vor vielen Jahren genau so wie du auf diese Insel gekommen. Aus Neugier bin ich über die Sandbank in Richtung des Lichtes gelaufen. So wie ich dich heute hier Willkommen geheißen habe, bin auch ich von einer alten Dame willkommen geheisen worden. Sie hatte damals einen Wolf als Mitbewohner. Auch ich versuchte davon zu laufen und fand die Sandbank nicht mehr. Sie verschwindet genauso plötzlich wie sie gekommen ist. Diese Insel ist ein Hexenwerk. Vor vielen tausend Jahren hat sie eine Hexe erschaffen. Sie hatte nur den Fehler mit der Sandbank gemacht. Eigentlich wollte sie eine Insel nur für sich. Damit sie Ruhe und Frieden hat. Sie hat sich ihren eigenen Tag/Nachtrhythmus erschaffen“ Ich schaue nach draußen, dort wird es wahrhaftig schon hell, es können unmöglich schon 12 Stunden vergangen sein. „Aber nach gut 100 Jahren der wirklichen weltlichen Zeit, tauchte die Sandbank und dieses Mädchen auf. Die Hexe schimpfte; Fluchte und hexte wie verrückt vor Wut, dass die Sandbank sofort wieder verschwand und die Hexe starb. Sie hinterließ diese Insel, eine Sandbank die alle 100 weltlichen Jahre für 5 Minuten da ist und ein Mädchen auf die Insel lockt und den Fluch das dass vorherige Mädchen kurz danach stirbt“

 

Was für ein Märchen, denke ich „Ok, genug der Märchenstunde. Bitte bringen sie mich zu der Sandbank zurück, ich möchte nach Hause“ „Tut mir leid, aber das ist kein Märchen. Du bist nun meine Nachfolgerin. Später zeige ich dir die Insel und ihre Tiere, ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleibt um dir alles zu zeigen, aber ich werde mein bestes geben“ Der Bär deckt den Tisch und stellt das Essen dazu. Es riecht herrlich. „Darf ich dir auftun?“ fragt er „nein danke. Ich habe keinen Appetit. Ich möchte nur nach Hause“ antworte ich. Der Bär und die alte Dame schauen sich an und zucken mit den Schultern. Der Bär tut beiden Essen auf und setzt sich. Ich hingegen beschließe die Sandbank suchen zu gehen und stehe auf.

 

Nach etlichen Umrundungen bin ich so müde, dass ich beschließe mir einen Platz zum Schlafen zu suchen. Ich lege mich in einen Busch und schlafe sofort ein. Als ich wieder wach werde, liegen eine Katze und ein Hund neben mir. „Guten Morgen, neues Mädchen. Hast du gut geschlafen?“ piepst es von oben. Ich schaue hinauf, die Sonne blendet mich, aber ich kann schemenhaft eine Amsel erkennen. Ich reibe mir meine Augen. Hund und Katze räkeln sich „Oh guten Morgen neues Mädchen, guten morgen Miau“ sagt der Hund „Guten Morgen“ kommt es von der Katze zurück. „Träume ich immer noch?“ frage ich. „Nein, das ist alles real. Du bist jetzt das neue Mädchen auf green Iland“ antwortet der Hund. „Jawohl so ist es“ nickt die Katze zustimmend. Ich stehe auf und gehe in Richtung des kleinen Häuschens und beschließe diese komische Sache mitzuspielen.

 

Ah, da bist du ja“ ruft die alte Dame welche gerade im Gemüsegarten zugange ist „möchtest du nun etwas essen?“ ich nicke, sie drückt mir einen Korb mit Gemüse in die Hände „dann komm mit hinein“ wir gehen zusammen ins Haus. Der Hund und die Katze sind schon da und unterhalten sich mit dem Bären.

 

Während die Dame mir das Essen aufwärmt frage ich:“wie geht es jetzt weiter? Schließlich komme ich wohl nicht mehr nach Hause“ Sie setzt sich. „Ich werde in den nächsten Tagen sterben und du musst green Iland pflegen, damit alle hier genug zu Essen und zu trinken haben. Nach dem Essen zeige ich dir green Iland. Den Gemüsegarten hast du ja schon gesehen“ Ich nicke „ok“. Der Bär stellt mir einen Teller Gemüsesuppe hin. Sie riecht köstlich. „Ich würde mich freuen, wenn ich in diesem Hause, also bei dir bleiben darf“ sagt der Bär leicht verlegen „wie heißt du eigentlich?“ „Patricia“ antworte ich zwischen zwei Löffeln Suppe. „Was für ein schöner Name“ sagt der Hund „ich bin übrigens Wuff und das ist Miau“ er zeigt auf die Katze.

 

Nach dem ich gegessen habe steht Marie, die ältere Dame auf „Komm, wir haben nicht mehr viel Zeit. Bald wird es dunkel und meine Zeit läuft auch bald ab“

 

Ich folge ihr durch den Gemüsegarten auf eine große Wiese. Komisch, die habe ich noch gar nicht gesehen. „Also hier stehen viele Obstbäume die alle hier versorgen. Genau so wie den Gemüsegarten musst du schauen das die Bäume ok sind und immer welche nachpflanzt damit du genug Feuer Holz hast und alle genug zu essen haben“ „Wer sind denn alle?“ unterbreche ich sie. Sie pfeift 3x und aus allen Ecken kommen Tiere „hört mal alle her. Meine Zeit ist abgelaufen, dies ist Patricia, das neue Mädchen“ Ein oh und ein ah geht durch die Menge „Ich will dir alle der Reihe nach vorstellen, du musst sie dir nicht sofort merken. Die Tiere helfen dir im Laufe der Zeit schon“ Ich nicke und Marie stellt mir ein Tier nach dem anderen vor. Es kommt mir vor, als wenn es mehr Tiere wären, als Platz auf dieser Insel. Marie schließt mit dem Satz „jedes Tier hat seine Aufgaben hier, so wie du“ Die Tiere verteilen sich wieder und Marie geht weiter. Ich folge ihr. Wieder durchs Gebüsch, ich höre Wasser plätschern. Ein Wasserfall. „Dies hier ist deine Dusche und dein Trinkwasser. Du holst es von hier und kochst es ab. Dann kannst du es trinken und damit kochen. Auch den Garten wässerst du damit und füllst die Tränken der Tiere damit.“ Sie steigt ins Wasser „komm“ vorsichtig steige auch ich ins Wasser. Es ist angenehm warm und klar. Marie geht durch den Wasserfall durch, ich schaue erst und überlege. Dann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und folge ihr. Sie hat bereits ein Stück Holz entfacht, damit wir Licht haben. Ich staune nicht schlecht, eine große Höhle liegt vor uns. Wir gehen ein paar Meter tiefer rein, ich erschrecke.

 

Skelette, so viele das ich sie nicht zählen kann. „Hier wird alles abgelegt was nicht mehr lebt.“ sagt Marie ein wenig traurig und nachdenklich „so wirst du es auch mit mir machen und den Tieren die in den nächsten Jahren gehen werden. Auch du wirst deine letzte Ruhe hier finden. Um mich her zu bringen wird dir Emil der Esel helfen“

 

Ich bekomme keinen Ton heraus und nicke nur. Ich muss hier raus. Drehe mich um und gehe den dunklen Gang entlang, Marie folgt mir.

 

Draußen ist es bereits dunkel geworden, so das wir zum Häuschen zurück gehen. Dort hat Bruno bereits Feuer im Kamin gemacht und wir trocknen uns davor. „Wie lange lebst du jetzt hier?“ frage ich Marie „Wenn die Legende stimmt sind es 100Jahre“ „Wie alt warst du als du hier her kamst?“ „21“ Wow, 121Jahre, das sieht man ihr nicht an denke ich staunend. „Man altert hier nicht so schnell, irgendwann stirbt ein Tier, aber nicht am Alter. Ich werde sterben weil die Legende es so sagt. Es gibt auch keinen richtigen Tag-/Nachtrhythmus. Hast du eine Uhr dabei?“ Ich nicke und schaue darauf- 19Uhr „Sie ist wohl stehen geblieben“ sage ich. „Nein, es gibt hier keine Zeit. Selbst wenn du sie aufziehen würdest, wird sie nicht gehen.“

 

Sie erzählt mir noch ein bisschen über die Insel, ich stelle Fragen und nach einiger Zeit sagt Marie „ich gehe nun schlafen, das solltest du auch tun.“ Bruno schnarcht bereits vor dem Kamin und ich nicke nachdenklich. „Ich habe dir mein Bett frisch bezogen, du findest es am Ende des Ganges“ „danke, gute Nacht“ sage ich gedankenverloren und gehe in Richtung des Bettes, lege mich hinein und grüble noch lange über die letzten Stunden nach.

 

Durch ein schreckliches Piepen werde ich wach „Guten Morgen, Schatz“ kommt es von rechts. Ich schaue mich um. Ich bin im Hotel, es war doch nur ein Traum, puh Glück gehabt.

 

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