Schwierige Situation im Beruf

 

 

Es geht auf den Herbst zu. Wir fahren Kalk auf die Felder.

 

Ein Bauer aus der näheren Umgebung benötigt viel Kalk in kurzer Zeit, so werde ich auch für diesen Bauern eingeteilt, obwohl ich eigentlich für die weiteren Fahrten zuständig bin.

 

Es ist ein schöner noch warmer und sonniger Tag. Da im Bunker genug Kalk ist, werde ich unter dem Band geladen. Noch eben wiegen, Plane zu und los gehts. Nur gute 15min Fahrt und ich bin am Feldrand des Bauern angekommen. Der Bauer zeigt mir die Stelle wo ich kippen soll. Mhh, wird schwierig. Wäre eher was für einen Anhängerzug wie für meinen Sattel. Ich will es rückwärts versuchen und weise den Bauern ein, genau zu schauen, da der Übergang vom Feldweg über den Bach zum Feld genau so breit ist wie mein LKW. Ich muss leicht schräg ansetzen, dem Bauern vertrauen da ich den Weg nicht sehen kann. Zentimeter für Zentimeter fahre ich vorsichtig zurück. Auf einmal sitze ich nach rechts geneigt. Meine Zugmaschine sitzt auf der rechten Seite mit dem Vorderrad im Graben.

 

Mir rutscht das Herz in die Hose, was nun? Kran holen? Zu teuer und dauert zu lange. Steine oä sind hier nicht.

 

„Ich hole die alten Betonbohlen aus dem alten Schweinestall“ sagt der Bauer. Steigt auf seinen Trecker und lässt mich mit der ganzen Misere alleine. Jetzt stehe ich zitternd und Kopfschüttelnd vor meinem LKW und überlege wie ich da wieder raus komme. Hätte ich doch bloß mal auf mein Gefühl gehört.

 

Das Telefon klingelt, ich steige vorsichtig wieder ein. „Chef, ich kann jetzt nicht, ist es wichtig?“ frage ich ins Telefon, da ich ihm noch nichts sagen möchte. „Ja“ kommt aus der Leitung „der nächste Kunde wartet schon, wo bleibst du?“ „Ich habe hier ein kleines Problem, melde mich gleich“ sage ich und lege auf. In der Ferne sehe ich den Trecker inkl. Anhänger kommen. Ich suche schon mal den Abschlepphaken raus und befestige ihn. Dann legen der Bauer und ich die Bohlen in den Graben, befestigen ein Seil zwischen LKW und Trecker und steigen ein.

 

Er strafft das Seil, ich löse die Bremse und denke nur Bitte nicht umkippen, bitte nicht umkippen, bitte nicht umkippen.

 

Ich schaue besser nicht in die Spiegel und gebe Gas.

 

Meine 12 Räder haben wieder Feldweg unter sich. Puuuhhhhh, geschafft.

 

Bremse anziehen, aussteigen, durchatmen.

 

Der Bauer kommt auf mich zu „Hätte ich mal bloß auf sie gehört“ sagt er zu mir „wir fahren auf ein anderes Feld, da ist allerdings der Häcksler drauf und wir müssen schnell wieder weg sein, wenn der umgedreht ist und zurück kommt“ „Ok“ sage ich, löse Seil und Abschlepphaken und verstaue diese. Immer noch sehr angespannt und leicht zitternd steige ich ein und fahre dem Bauern hinter her. Am 2. Feld angekommen, drehe ich, warte darauf, dass der Häcksler in die andere Richtung fährt, schiebe schnell rückwärts aufs Feld. Mulde hoch. Der Bauer steht daneben und schreit „schneller“. Schneller geht nicht, denke ich. Mulde oben, ich lasse den LKW vorschieben. Im Spiegel sehe ich schon den Häcksler zurück kommen und ständig klingelt das Telefon.

 

Schnell raus, Besen schnappen, Ladeklappe und Unterfahrschutz abfegen,, nach vorne rennen, Mulde runter, der Häcksler ist fast da , einsteigen, mit halb heruntergelassener Mulde vom Feld über den Absatz fahren. Wieder denke ich nur Bitte nicht umkippen, bitte nicht umkippen, bitte nicht umkippen. Auch diesmal geht es gut. Ich fahre auf Seite, lass den Bauern unterschreiben und rufe den Chef an um ihm alles zu erklären.

 

Ende gut alles gut

 

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